Luftpolster im Maschendrahtzaun

Das Leben steckt voller Widersprüche: Da gibt es zwei Schutzvorrichtungen, die in umgekehrter Weise wirken, dabei aber denselben Zweck optimal erfüllen. Während die eine weich und luftdicht daherkommt, ist die andere hart und luftdurchlässig. Worum es dabei geht? Ist doch klar, um Luftpolstertaschen und Maschendrahtzäune. Beide schützen einen Inhalt: Die einen gegen Druck von außen, der anderen gegen Eindringen von außen. Das haben Sie gemeinsam. Doch die Wirkungsweise ist komplett gegensätzlich.

Die kleinen Luftbläschen, eingeschlossen im Plastikpolster, sind robuster als man glaubt. Daran erfreuen sich vor allem Kinder, wenn sie versuchen, die Luft mit einem Knall entweichen zu lassen. Das Prinzip hierbei ist eine robuste Nachgiebigkeit, die den meist wertvollen, zerbrechlichen Inhalt auf dem Versandweg schützt. Millionenfach bewährt und dabei doch simpel und sehr leicht, was die Kosten deutlich reduziert. Und das ohne Kompromisse bei der Funktion.

Der Zaun aus Maschen, der es immerhin schon zu einem humoristischen Hit gebracht hat, dient einer größeren Sache. Er umschließt Flächen, meist grüne mit Bebauung, und hat dabei den Vorteil, durch seine Maschen Einblicke zu gewähren. Dennoch ist er bei entsprechender Höhe nicht ohne kriminelle Energie überwindbar. Das freut den Hausbesitzer und schützt den Rasen. Auch erlaubt diese Art der Umzäunung das Pflanzen von Kletterranken. Obwohl diese wiederum den Blick nach innen mit ihrem Grün verhindern. Aber das ist reine Geschmackssache und keine Einschränkung der Schutzfunktion.

Die Luftpolster im meist braunen Umschlag dagegen sind Standard, an den sich Sender und Empfänger gewöhnt haben. DIN-Formate erlauben die fachgerechte Verpackung so unterschiedlicher Güter wie CDs oder Tafelschokolade. Immer mit dem Primärnutzen des Heilbleibens. Das wiederum erfreut alle am Versand beteiligten. Und hier tut sich ein weiterer Widerspruch zum Zaun auf. Denn dieser erfreut nur den, der dahintersteht und sich sicher wähnt. Demjenigen, der hinein möchte gefällt diese Masche meist gar nicht.

Und was passiert, wenn diese beiden höchst unterschiedlichen Objekte unserer Betrachtung aufeinandertreffen? Dann gibt es kein Entweder-oder, kein Durchkommen. Dann bleibt die sicher verpackte Sendung dank des Zauns draußen, ein Durchreichen ist nicht möglich. Eine Situation, die jeder Hausbesitzer und Maschendrahtzaunfreund kennt. Der Nachbar sagt, „ich hab da einen Umschlag für Sie angenommen“, der Adressat freut sich und will eine Handreichung durch den Zaun regeln, der ja „eigentlich“ durchlässig ist. Trotzdem ist die Übergabe nicht möglich, ohne dass sich der eine verbiegt und der andere verzieht. Sollen also beide Gegensätze in ihrer Schutzfunktion unbeschadet bleiben, bleibt nur der Weg zum Tor des angrenzenden Anwesens. Das allerdings mit dem Vorteil, auf die geglückte Aktion anstoßen zu können, was bekanntlich die gute Nachbarschaft erhält.